Ein Film wie ein Zeitzeuge aus Nazi-Deutschland

Kino für Toleranz bietet Filmgespräch mit dem Hauptdarsteller

Am kommenden Mittwoch, 25. Mai, um 19:30 Uhr läuft im Kino für Toleranz im Cinepark-Kino der deutsche Spielfilm „Schattenstunde“ aus dem Jahr 2021. Im Anschluss an die Vorführung lädt das Kino für Toleranz-Team zu einem Filmgespräch mit Christoph Kaiser ein, der im Film die Hauptrolle Jochen Klepper spielt. Natalie Papapetrou, die Theaterleiterin im CinePark, wird das Gespräch moderieren. Wegen des Filmgesprächs wurde die Anfangszeit der Vorführung um 30 Minuten nach vorn auf 19:30 Uhr verschoben.

Benjamin Martins, Regisseur und Autor des Drehbuchs hat ein Filmdrama nach wahren Begebenheiten geschaffen: Jochen Klepper, 1903 geboren, Theologe, Journalist und Schriftsteller, lebt in Nazi-Deutschland mit seiner jüdischen Frau Johanna und seiner jüdischen Stieftochter Renate. Im Nazijargon eine Mischfamilie, ausgegrenzt und gedemütigt, von der Deportation bedroht. Der Ausreiseantrag der beiden Frauen wird abgelehnt, und irgendwann wird er, der einer der bedeutendsten Dichter geistlicher Lieder des 20.Jahrhunderts ist, von Adolf Eichmann vor die zynische Wahl gestellt: Berufsausübung oder Familie. Er bleibt bei seiner Familie.

„Schattenstunde“ ist ein außergewöhnliches Kammerspiel im quadratischen Bildformat 1:1, für das Benjamin Martins auch Stilmittel des Theaters einsetzt, wie Marionetten und Wände, die sich wie Bühnenkulissen verschieben lassen. Jochen Klepper führte seit 1932 ein Tagebuch, das seine Schwester Hildegard Klepper nach Kriegsende veröffentlichte, viele Dialoge beruhen wortwörtlich auf den Aufzeichnungen und sind sensibel mit den Tagebucheinträgen verwebt. Damit gelingt es dem Film, den Zuschauer*innen die Tür zu den Überlegungen und Einschätzungen des Autors und Schriftstellers zu öffnen, dessen innere Gedankenwelt im Film immer wieder mit der äußeren Realität verschmilzt.
„Schattenstunde“ wurde bereits auf mehreren Filmfestivals nominiert und beim FIRST STEPS AWARD 2021, dem deutschen Nachwuchspreis für Filmemacher als „Bester Spielfilm“ augezeichnet. Hier ein Auszug aus der Jurybegründung: „[…] Regisseur Benjamin Martins […] greift auf einen schier unerschöpflichen Ideenreichtum zurück und bricht konstant mit filmischen Konventionen und Sehgewohnheiten. […] Eine Freiheit im Geist und in der Neuschöpfung kreativer Mittel, die wir so noch nie gesehen haben.“

Der Film ist ab 12 Jahre freigegeben, dauert 78 Minuten und wird an allen folgenden Sonntagen um 11:00 Uhr in der Reihe CineArt gespielt. Die nächsten Filme im Kino für Toleranz laufen an folgenden Terminen: 29. Juni 2022: „Belfast“; 27. Juli 2022: „Fuchs im Bau“; im August ist dieses Jahr Sommerpause; 28. September 2022: „AEIOU – Das schnelle Alphabet der Liebe“. Wer per E-mail über das Programm von „Kino für Toleranz“ und die Inhalte der Filme informiert werden möchte, kann sich mit einer mail an „kino-fuer-toleranz@offene-tueren.net„dafür anmelden.

Kommentar verfassen