Charly Hübner im Kino für Toleranz: Der langsame, schweigsame Weg nach Hause

Am kommenden Mittwoch, 29. März, um 19.30 Uhr lädt der Verein „Offene Türen – Internationaler Treff“ im Rahmen seiner Film-Reihe „Kino für Toleranz“ ins CinePark-Kino zum neuen Film ein, es läuft der deutsche Spielfilm „Mittagsstunde“ aus dem Jahr 2022. Regisseur Lars Jessen, 1969 in Kiel geboren und selber auf dem Land, nah an der Nordseeküste aufgewachsen, ist mit „Mittagsstunde“ eine melancholische, berührende Liebeserklärung an Nordfriesland gelungen. Vorlage ist der gleichnamige Bestseller von Dörte Hansen, dessen hochgelobte filmische Umsetzung auch dem großartigen Schauspiel-Team zu vedanken ist, allen voran Charly Hübner, Peter Franke und Hildegard Schmahl.

Die zentrale Figur des Films ist Ingwer Feddersen, 47 Jahre alt und Dozent an der Kieler Uni, der sich schon länger fragt, wo eigentlich sein Platz im Leben sein könnte. Als seine „Olen“, seine Eltern nicht mehr allein klarkommen, beschließt er, in seinem Heimatdorf Brinkebüll im nordfriesischen Nirgendwo ein Sabbatjahr zu verbringen. Doch den Ort seiner Kindheit erkennt er kaum wieder: auf den Straßen kaum Menschen, keine Schule, kein Bäcker, keine Störche, auf den Feldern wächst nur noch Mais, aus gewundenen Kastanienalleen wurden begradigte Schnellstraßen.
Als wäre eine ganze Welt versunken, und mit ihr die Mittagsruhe mit all ihren Herrlichkeiten und Heimlichkeiten. Wer ist schuld? Flurbereinigung, die Grabenfräse, das Fernsehen, die Planierraupe, die Agrarpolitik, die Landflüchter, so wie Ingwer einer war? Auch die Kneipe seines Vaters Sönke, der Dorfkrug, ist nicht mehr das, was er einmal war. „De Krog“, den er, Ingwer, hätte übernehmen sollen, aber dann doch weg ist um in Kiel zu studieren. Also ist er schuld, an allem und überhaupt? Er stöbert in sich selbst, sucht etwas, holt sich vielleicht etwas ab, was ihm noch fehlt, einen Nachschlag Brinkebüll.

Mit „Mittagsstunde“ ist ein wehmütiger und gleichzeitig latent komischer Blick aufs norddeutsche Land und seinen speziellen Menschenschlag gelungen, unaufgeregt, stoisch, ein wenig eigen und unglaublich liebenswert. Der Film ist ab 12 Jahre freigegeben, dauert 93 Minuten und wird in der Regel an allen folgenden Sonntagen in der Reihe CineArt nochmal gespielt. Die jeweiligen Anfangszeiten können jedoch differieren und werden in der Tagespresse und auf der Website des Kinos veröffentlicht.

Im April beginnt im Kino für Toleranz die Frühjahr-/Sommerstaffel, deren Filme laufen an folgenden Terminen:
– 26. April: „Willkommen in Siegheilkirchen“
– 31. Mai: „Alcarràs – Die letzte Ernte“
– 28. Juni: „Die Adern der Welt“
– 26. Juli: „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“
– 30. August: „Liebe, D-Mark und Tod“
– 27. September: „Acht Berge“
Wer per E-mail über das Programm von „Kino für Toleranz“, die Inhalte der Filme und die Sonntagsvorstellungen (Zeiten, Vorstellungen im Original mit Untertiteln) informiert werden möchte, kann sich mit einer mail an kino-fuer-toleranz@offene-tueren.net dafür anmelden.

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